Regionale Wirtschaftspolitik braucht neue Impluse

04.09.2020

Geehrt wurde Dr. Peter Burggräf 2019 mit dem Titel „Professor des Jahres“ für seine gute Vorbereitung der Studierenden auf das Berufsleben“. Große Aufmerksamkeit bekommt er für sein Anliegen, für diese Region mit so vielen „Hidden Champions“ hohe Beachtung zu erzielen: „Südwestfalen beherbergt mit 150 Weltmarktführern mehr als China und Frankreich zusammen“.  Es geht dem Siegener Wissenschaftler dabei nicht nur darum, junge Menschen für ein Maschinenbau-Studium zu begeistern. „Wenn wir als Region insgesamt für wirtschaftliche Stärke und gute Lebensbedingungen keine Aufmerksamkeit bekommen, wird uns der Nachwuchs fehlen,“ ist seine Befürchtung. Die Frage, was das Potential der Industrieregion Siegen sei, müsse innovativ herausgearbeitet werden. Deshalb schweben ihm Clusterstrukturen für eine regionale Industriepolitik vor.
Burggräf bekennt sich begeistert zu Südwestfalen mit seiner langen Wirtschaftstradition: „Das Kerngeschäft der Zukunft bleibt Metall. Jedoch digital veredelt.“ Die große Chance könne in dieser Kombination von Metall und Daten liegen. Damit würden alte und neue Ressourcen wie Kompetenzen miteinander verbunden. Dies werde geradezu durch die Option verstärkt, Bundesland-übergreifend handeln zu können. Mit der Universität biete sich die Plattform einer vertrauensvollen Zusammenarbeit an, sie könne als Keimzelle für das Regionalcluster dienen. Angestrebt werde ein solcher Industriecluster mit Unternehmen, Gewerkschaften und Politik. Ganz konkret gelte es 200.000 Arbeitsplätze in der Industrie zu sichern, offene Stellen besetzen und neue Unternehmen gründen zu können. Es gehe zugleich um zusätzliche Wissenschaftler und neue Studiengänge.
Bei alledem formuliert Dr. Burggräf eine Grundüberzeugung: „Diese Region bietet eine ungeheure Aufenthaltsqualität. Diese müssen wir pflegen und ausbauen. Damit sind wir hochattraktiv für junge Familien und deren Ansprüche an Lebensqualität. Der Erfolg von Fachkräftegewinnung und -bindung hängt wirklich davon ab.“
Als Bausteine für eine angestrebte Technologieführerschaft sieht der Siegener Wissenschaftler den „Maschinenbau 4.0“, das weite Feld der Sensorik mit intelligenten Werkstoffen, einer gelebten Ressourceneffizienz und einem „Cyber Production Management“.
Er freue sich auf die im März 2021 geplante Einweihung des CAMPUS Buschhütten, der ausdrücklich und vorbildhaft für die Verbindung von Wissenschaft und Industrie stehe sowie für die Brücke zwischen Tradition und Moderne. „Mit unseren Weltmarktführern, die noch viel stärker vernetzt werden müssen, stehen wir Ostwestfalen (OWL) als Vorzeige-Region in nichts nach. – Wir müssen dies nur wissen und auch leben,“ so Burggräf. Dann werde auch die Politik in Bund und Land nicht an Südwestfalen vorbeikommen.  „Ja, wir brauchen neuen Rückenwind für eine Wirtschafts-Entwicklung in Siegen-Wittgenstein, in der erfolgreiches Wirtschaftshandeln mit der Stärke unseres natürlichen Umfeldes sich zu einer stabilen nachhaltigen Kraft verbinden,“ zeigte sich Arne Fries in der anschließenden Diskussion überzeugt. Der CDU-Spitzenkandidat: „Es wird eine der wichtigsten Aufgabe der südwestfälischen Landräte sein, die gleichberechtigte Förderung unserer Region im Wettbewerb mit OWL einzufordern.“ Fries betonte weiter, wie wichtig ihm eine Neuaufstellung der Wirtschaftsförderung des Kreises sei: „Der Kreis muss seine Handlungsoptionen viel stärker mit den tatsächlichen Erfordernissen für Arbeitsplätze und technischen Innovationen unserer mittelständischen Wirtschaft abstimmen.“ Dafür wolle er als Landrat ein Gremium bilden, dass nah mit den Akteuren eine Brücke zu Kreis und Kommunen bildet. „Die aktive Mitwirkung unserer innovativen Mittelständler wünsche ich mir ausdrücklich,“ so Arne Fries.
CDU-Fraktionsvorsitzender Bernd Brandemann dankte Prof. Burggräf für seinen Impulsvortrag. Er habe außerordentlich lebendig die hohen Erfolgschancen beschrieben, wenn für die Region Universität, Wirtschaft und Politik als eng vernetzt Partner für Zukunftsprojekte zusammenwirkten. „Damit erhöht sich in der Tat die Wahrscheinlichkeit, dass gute Ideen gefunden und wirklich umgesetzt werden – und dann auch eine nachhaltige und ökonomisch erfolgreiche Verbreitung finden.“