Zukunftsorientierte Bahn-Infrastruktur notwendig

04.08.2017

CDU-Kreistagsfraktion ließ sich über Bahnhofs-Baustelle informieren – Kritik an womöglich fehlender Teilüberdachung am Bahnsteig beim Reisezentrum

Mehr als zehntausend Fahrgäste nutzen den Siegener Hauptbahnhof pro Tag, treten von hier aus ihre Fahrt an oder treffen hier mit dem Zug ein. Mit dieser Zahl verdeutlichte  Günter Padt, Geschäftsführer des Zweckverbandes Personennahverkehr Westfalen-Süd (ZWS), die große Bedeutung dieses Bahn-Hauptverknüpfungspunktes. Hierhin hatte die CDU-Kreistagsfraktion eingeladen, um sich über den Stand der aktuellen Bauarbeiten und die weiteren Planungen informieren zu lassen.
„Dem Öffentlichen Personennahverkehr kommt eine immer größere Bedeutung zu. Deshalb ist es wichtig, dass eine angemessene Fahrgastqualität wie die notwendige Schieneninfrastruktur vorhanden ist“, betonte Fraktionsvorsitzender Bernd Brandemann bei der Begrüßung. Bernd-Dieter Ferger, verkehrspolitischer Sprecher der CDU im Kreistag, bezeichnete die 14-Millionen-Euro-Investition in Siegen als das aktuell größte Bahnhofs-Bauprojekt in NRW.
Dass die gegenwärtige Modernisierung einen langen Zeitvorlauf hatte und die Planung „viele Höhen und Tiefen“ erlebt hat, verdeutliche Padt vor der Baustellenführung. Letztlich lag erst im November 2014 die Genehmigung durch das Eisenbahn-Bundesamt vor, der erste Spatenstich folgte dann im Juli 2015.
Beim Gleisbau wurde das Höhenkonzept der Bahn umgesetzt und die Bahnsteige mit taktilen (tastbaren) Leitstreifen für Menschen mit Sehbehinderung ausgestattet. Mit Blick auf die neue Personenüberführung, die zukünftig den Siegener Hbf barrierefrei sowohl von der Innenstadtseite als auch vom Fischbacherberg erschließt, wurde die Zahl von 250 Tonnen verbautem Stahl genannt. Bis Dezember 2017 soll die Maßnahme abgeschlossen sein. Die Treppenanlagen und die Brücke werden noch mit Sicherheitsglas verkleidet. Dann sollen auch drei Aufzüge in Betrieb sein, die, so wurde auf Nachfrage eindeutig dargestellt, 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche auch genutzt werden könnten.
Ein Folge-Projekt , so Günter Padt, sei dann die Sanierung des Bahnhofsgebäudes selbst. Dass aufgrund „noch nicht geglückter Absprachen“ aber zunächst ein wesentlicher Teil der Bahnsteig-Überdachung am Hausbahnsteig fehlen wird, stieß auf allgemeines Unverständnis. „Es kann nicht sein, dass die Fahrgäste aus dem Reisezentrum heraus auf der Gleisseite des Bahnhofs zunächst womöglich durch den Regen laufen müssen, um dann erst den überdachten Teil zu erreichen“, formulierte Bernd-Dieter Ferger die Kritik.
Erneut wurde klar, wie schwierig es ist, viele Beteiligte unter den berühmten „einen Hut“ zu bekommen. Und zu beachten seien auch die bahn-statistischen Vorgaben. So werde der Wert des Fahrgastaufkommens auf überdachte Bahnsteigflächen umgerechnet. „Da habe Siegen schon jetzt ein Über-Soll in dem Grundkonzept erfüllt“, berichtete eine Baubeteiligte.
Kompromisse waren auch beim zweiten Teil der Überbrückung notwendig, die zwar den Fischbacher-Berg-Bereich deutlich besser an den Bahnhof anbindet, aber „bahntechnisch nicht notwendig“ war. Diese 1,9 Millionen-Investition wird vom Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) und vom ZWS getragen, wobei die Fördersumme des ZWS auf 1 Mio. Euro fixiert ist. Die Stadt Siegen beteiligt sich durch die Übernahme der Instandhaltung, der Betriebskosten und der Verkehrssicherungspflicht für den nördlichen Teil der Personenüberführung.
Die Hoffnung, dass nun bald schon der erste IC-Zug in Siegen für die Strecke Frankfurt-Siegen-Dortmund hält, dämpfte Günter Padt. Hier bestünden vergaberechtlich hohe Hürden, eine europaweite Ausschreibung sei notwendig und die neue Linie müsse sich in das Nah- und Fernkonzept einfügen. „Hier bedarf es noch vieler Gespräche!“
„Dieses Ziel müssen wir aber weiter intensiv für die Attraktivität der Region verfolgen“, unterstrich Bernd Brandemann.
Insgesamt wurde als erfreulich gewertet, dass mit den jetzigen Baumaßnahmen ein wichtiger Schritt für die notwendige zukunftsorientierte Bahninfrastruktur geleistet wird. Für den Standortfaktor Bahn in Siegen-Wittgenstein sei auch der Ausbau der Ruhr-Sieg-Strecke mit den entsprechenden Lärmschutzmaßnahmen von besonderer Bedeutung.