
Frauen werden im Schnitt älter als Männer. Zurückzuführen ist dies insbesondere auf ein unterschiedliches Risikoverhalten im mittleren Lebensalter. Dies hat u.a. die sogenannte bayrische Klosterstudie gezeigt: Mönche und Nonnen hatten in einem vergleichbaren Umfeld eine sehr ähnliche Lebenserwartung. Gibt es den kleinen Unterschied also doch nicht? „Falsch“, führte Dr. med. Hans-Peter Hobbach, Chefarzt der Kardiologie des Kreisklinikums Siegen anlässlich einer Informationsveranstaltung der Frauen Union Siegen-Wittgenstein aus, zu der die Vorsitzende Dr Uta Butt eingeladen hatte. Dr. Hobbach erklärte dies am bekannte Grönemeyer-Song „Männer“.
„Männer haben Muskeln, …Männer kriegen 'n Herzinfarkt“, titelte Herbert Grönemeyer durchaus richtig. Männer haben mehr Muskelmasse. In klinischen Studien werden vorwiegend Medikamente an Männern getestet. Diese profitieren in der Regel am meisten von der Maximaldosierung. Frau benötigen für den optimalen Therapieerfolg meist nur 40-60 % der empfohlenen Dosierung. Packungsbeilagen und Dosierungsempfehlungen vernachlässigen diesen Unterschied, der aktuell in einer großen Studie belegt wurde. Frauen haben ein anderes Schmerzempfinden als Männer und neigen dazu, Beschwerden zu bagatellisieren. Frauen sind gut in der Für- und Vorsorge. Wenn es um Akut- oder Reha-Situationen gibt, vernachlässigen sie sich oft selbst. Dies alles führt dazu, dass Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei den Frauen die häufigste Todesursache sind. Häufigste Todesursache bei Männern sind Tumorerkrankungen.
Dr. Hobbach erklärte, dass die Symptome des Herzinfarktes oft unspezifisch sind und z.B. mit orthopädischen Beschwerden verwechselt werden können: „Bei Rückenschmerz, Schmerzen hinter dem Brustbein, Übelkeit, Schweißausbrüchen, ist durchaus an einen Infarkt zu denken. Den Schmerz im linken Brustbereich, der in den linken Arm ausstrahlt, sehen wir eher selten.“ Bei Begleiterkrankungen wie der Zuckerkrankheit kann ein Infarkt auch einmal ohne Schmerzen verlaufen. Glücklicherweise gibt es heute Laborparameter, die schon im frühen Stadium auf eine Durchblutungsstörung hinweisen.
Helga Wachtmeister, Bundesvorsitzende des 19,6 Millionen Clubs erläuterte: „Die medizinische Forschung ist nicht in ausreichendem Maße geschlechterspezifisch ausgerichtet.“ Die skandinavischen Länder sind an dieser Stelle viel weiter“. 19,6 Millionen, so viele Frauen über 45 leben in Deutschland. Der 19,6 Millionen Klub ist ein unabhängiger, gemeinnütziger Verein, der sich für eine optimale Versorgung, Gesundheitsförderung und Lebensqualität von Frauen einsetzt. Mit Kampagnen wie "Geh für dein Herz" werden Spendengelder für wichtige frauenspezifische Forschungsprojekte gesammelt.
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