Herausforderungen des Städtebaus

15.10.2019

Henrik Schumann, Stadtbaurat in Siegen, gewährte der Frauen Union Einblicke in seine vielfältige Arbeit. Zum Geschäftsbereich 4 der Stadt Siegen gehören neben Straße und Verkehr auch Vermessung, Geoinformation, Bauaufsicht, zentrale Gebäudewirtschaft, Stadtentwicklung und -planung sowie Grünflächen und Umwelt. Insbesondere die Bauaufsicht ist oft Anlass zum Klagen. „Die Hemmschwelle ist in den letzten Jahren deutlich gesunken“, führte Henrik Schumann aus, „früher war es üblich, erst einmal das Gespräch mit den Mitarbeitern zu suchen, heute ist zunehmend sofort der Chef gefragt.“ Die NOx-Diskussion bietet auch immer wieder Anlass für Diskussionen. Zum Glück ist es bisher gelungen, Fahrverbote zu vermeiden. Die Verkehrswende zu gestalten ist eine große Herausforderung, bei der alle Akteure zusammenarbeiten müssen, öffentliche sowie private.
Insbesondere der Umzug der Uni in die Stadt gibt wertvolle Impulse für die Weiterentwicklung des Verkehrskonzepts. „Radfahrer haben jetzt eine Lobby“, so Schumann.
Die Universität wird die Innenstadt beleben. Dr. Uta Butt, Vorsitzende der Frauen Union, fragte nach der Akzeptanz in der Bevölkerung. „Die Erweiterung der Universität in die City ist positiv zu sehen. Dennoch gilt es, Vorbehalte auszuräumen“, so Schumann. Deborah Amazu wies darauf hin, dass weiterhin öffentlich geförderte Studentenwohnheime in Siegen fehlen. Die Universität ist ein wichtiger Standortfaktor für die Region in Zeiten von Fachkräftemangel. Bezahlbarer Wohnraum mit guter Erreichbarkeit der Universität lockt Student*innen mitunter auch aus den Ballungsgebieten an.
Frauen erleben öffentliche Räume anders als Männer. Angsträume werden als solche in erster Linie subjektiv wahrgenommen. Laut Kriminalitätsstatistik gilt Siegen nicht als Risikobereich. Dennoch haben insbesondere Frauen mitunter ein mulmiges Gefühl. Dies ist in der Stadtverwaltung angekommen. Durch Beleuchtung und Rückschnitt der Begrünung wurden bereits an etlichen Orten Verbesserungen des Sicherheitsempfindens erreicht.
Bei Streifengängen mit der Polizei wurden Lösungsvorschläge erarbeitet. Insbesondere die Missachtung der Parkregeln wird als kritisch gesehen. Geparkte Auto versperren die Sicht und verstärken so das Unsicherheitsempfinden vieler.
Die Umgestaltung des Herrengartens soll das Sicherheitsempfinden in der City weiter erhöhen: „Die Planung öffentlicher Räume soll erreichen, dass nicht nur eine Bevölkerungsgruppe bestimmte Räume besetzt“, so Henrik Schumann.
Städteplanerisch wurde in den letzten Jahren viel umgesetzt. Vorzeigeprojekt ist „Siegen zu neuen Ufern“. Der Abriss der Siegplatte hat die Aufenthaltsqualität in der City deutlich erhöht. Die Neugestaltung wird von der Bevölkerung gut angenommen. Das zu Beginn befürchtete Parkproblem ist nicht aufgetreten.
Aus dem Besucherkreis wurde abschließend die Frage gestellt, welche Möglichkeiten die Stadt hat, gegen unansehnliche "Schrottimmobilien" vorzugehen. Hier seien der Stadt meist die Hände gebunden. Nur bei Gefahren für die öffentliche Sicherheit, könne die Stadt tätig werden. In Siegen sei dies zum Glück kein allzu großes Problem.